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Dienstag, 28. November 2017

Flieg, Schmetterling, flieg

Heimlich still und leise,
gehen Engel auf die Reise.
Nur kurz wollten sie bei uns sein,
Warum, wieso, das weiß nur Gott allein.

Die Tage werden kürzer, die Gedanken werden trüber und obwohl ich eigentlich unendlich glücklich bin, bin ich manchmal traurig. Dann muss ich an zwei verhängnisvolle 6 Wochen denken. 6 Wochen die voller Hoffnung waren. 6 Wochen die in Tränen endeten. 6 Wochen die Rätsel aufgaben. 6 Wochen die am Ende Verzweiflung hinterlassen haben.


Wir schreiben das Jahr 2015 - Juli. Mein Herzensmann und ich beschließen, jetzt ist es soweit- jetzt sind wir bereit eine Familie zu gründen. Gesagt, getan, "wir" werden sofort schwanger. 
Mir ist schlecht und ich bin aufgeregt. Doch schon wenige Tage nach dem positiven Test bekomme ich Blutungen. Ich gehe zum Frauenarzt- ein Nottermin. Im Wartezimmer ist mit schlecht, ich bin aufgeregt. 
Ich habe Angst. Angst vor dem was jetzt kommt. Ich gehe nach einem kurzen Gespräch auf den Stuhl. Die Ärztin durchleuchtet mich mit ihrem Ultraschallgerät. Eine kleine Fruchthöhle ist zu sehen, ein kleiner Fruchtansatz- aber mehr noch nicht. Mir wird Blut genommen. Ich soll mich schonen. Am nächsten Tag soll ich nochmal zum Blutnehmen kommen. Der HCG Wert wird bestimmt. Abends rufe ich an und frage meinen ersten Wert ab. 400. Das entspricht etwa dem HCG Wert einer frühen Schwangerschaft um die 5/6. Woche. Alles soweit in Ordnung. Ich schone mich und bewege mich keinen Millimeter- zu groß ist die Angst. Die Angst das etwas passieren kann. Die zweite Blutentnahme bringt einen rückläufigen HCG Wert. 396. Die harte Wahrheit kommt ans Licht: Dieses Kind wird es nicht schaffen. Ich werde es verlieren, bevor es sich entwickeln kann. Bevor sein kleines Herzchen schlagen wird. Ein natürlicher Abgang steht mir bevor. Ich versinke im Tal der Tränen. Ich bin aufgelöst. Mein Herzensmann ist bei mir in diesem Moment. Wir halten uns fest. 
Langsam kommt das Blut. Langsam werden die Blutungen stärker. Es geht über Tage. Wochen. Ich bin verzweifelt und frage mich immer wieder: 
Warum? Warum ich? Warum jetzt? Warum dieses Kind? 
Nur langsam sinkt der HCG Wert- mein Körper und mein Geist halten an dieser Schwangerschaft fest. Wochen vergehen und immer wieder wird mein Blut untersucht. Und noch immer ist HCG darin zu finden. Im Oktober hat der Spuk ein Ende. Mein HCG ist auf 0. Ich bin nicht mehr schwanger. War ich es überhaupt?
Ich habe einen weiteren Termin bei meiner Ärztin. Sie macht mir Mut nicht aufzugeben. Sie macht mir Mut, das ich Mama werden kann. Im Moment als sie es sagte klang es wie Hohn: "Sie werden immerhin schwanger. Manch andere Frau verzweifelt schon daran." Aber tief in mir machte es Mut, auch wenn ich gerade nur weinen kann. Nur weinen will. 
Die Wochen vergehen- unser Kinderwunsch bleibt. Wir trauen uns ein weiteres Mal.
2015 endet mit einer Blasenentzündung und schwachen Nerven. 

Wir schreiben das Jahr 2016 - Januar. Neues Jahr, Neues Glück- könnte man meinen. Tatsächlich scheint es zu stimmen. Meine Regel bleibt aus. Mit zitternden Händen mache ich einen Test. Allein. Mein Herzensmann ist beim Dienst. Als er am Morgen heimkommt habe ich den Test im Bad aufgestellt mit der Frage: 
Probieren wir es ein zweites Mal?
Der Test ist positiv. Wir freuen uns unendlich. Optimistisch starten wir in das neue Jahr. Wenige Wochen später sehe ich eine kleine Blutspur in meiner Hose. Sofort schallt ein: "Nein, nicht schon wieder" in meinem Kopf. Mein Herz rast. Ich finde mich bei meiner Frauenärztin wieder - ein Nottermin. Wieder nehme ich auf dem Stuhl platz. Wieder untersucht mich die Ärztin mit ihrem Ultraschallgerät. Wieder sieht sie eine kleine Fruchthöhle mit einem Fruchtansatz. Wieder wird mir Blut genommen. Das HCG liegt bei 700. Das entspricht einer 5/6. Schwangerschaftswoche. Doch schon als sie das Ultraschallgerät entfernt, hat sie Gewebe daran. Mir stockt der Atem. Die Tränen fließen. Sie macht mir wenig Hoffnung. Sagt aber dennoch ich soll mich schonen. Ich soll abwarten. 
Ich gehe nach Hause. Dort blute ich immer mehr und immer mehr. Mein Herzensmann hält mich fest und ist selbst den Tränen nahe. Ich brauche keinen Arzt um zu wissen was es ist, als ich plötzlich eine gallertartige kleine Kugel im meiner Hose habe. 
"Das war mein Baby"
Ist das einzige was ich traurig sagen kann. Ich bin unendlich traurig. Am Abend weinen wir uns leise in den Schlaf. Der HCG Wert bestätigt den Abgang. 300. Es ist Januar 2016 und ich habe mein zweites Baby verloren. Kurz vor dem Geburtstag meines Herzensmannes. Wieder muss ich mehrfach in der Woche zum Blutnehmen um den Wert zu kontrollieren. Und immer wieder quält mich die Frage:
Warum geht es nicht? Warum hält die Schwangerschaft einfach nicht? Warum?
Ich frage meine Ärztin, warum! Offen sprechen wir die Dinge aus, wie sie sind. Ich werde nicht jünger. Ich bin zu dem Zeitpunkt 34. Ich möchte Mama sein. Wie oft soll ich eine Fehlgeburt noch aushalten? Wie oft kann ich das Aushalten? Meine Ärztin hat ein Einsehen. Sie gibt mir einen Stapel Überweisungen und lässt mich durchchecken.
Humangenetik, Gerinnung, Immunologie, Schilddrüse.
Und wieder rät mir meine Frauenärztin:
Bitte geben Sie nicht auf. Sie können immerhin schwanger werden. Viele Frauen scheitern bereits daran. Man kann heute soviel heilen. Glauben Sie daran.
Ich bin ihr dankbar für ihre Worte und die Überweisungen. Am selben Tag noch, vereinbare ich sämtliche Termine. Bis April könnten wir alle Untersuchungen gemeistert haben und bis Mai könnten die Ergebnisse da sein. 
Und solange bleibt die traurige Frage: 
Warum hat unser Kind schon zwei Anläufe unternommen um bei uns zu sein und ist dann doch umgekehrt? 



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