Milchbart und Meer

Azzurro - 'Cerco l'estate tutto l'anno e all'improvviso eccola qua.' Heißt: Das ganze Jahr such' ich den Sommer und jetzt auf einmal ist er schon da. Oh, wie war das schön! Kleine Wellen, ein erfrischender Wind, strahlend-blauer Himmel und wir mittendrin. So ein Strandtag ist so herrlich. Sand auf unserer Haut, wir schmecken die salzige Luft und erobern die doch recht frische Ostsee. Der kleine Milchbart ist heute eine kleine Strahlefrau. Sie lächelt ganz wunderbar. Ja, sie lacht sogar herzhaft mit Stimme. Das ist neu. Sie ist glücklich. Die kleinen Gewitterwolken der letzten Wochen scheinen sich langsam verzogen zu haben. Sie schaut aufs Wasser und hört dem Wellenrauschen zu. 

Ja gemeinsam sind wir mutig und zeigen dem kleinen Milchbart wie kühl die Ostsee ist. Ganz sachte lassen wir ihre kleinen Füße das Ostseewasser spüren. Sie schaut abwechselnd zu Mama, zu Papa, zum Wasser und zu ihren Füßen.
Sie lacht nicht und sie weint auch nicht, aber so ganz geheuer ist ihr diese Erfahrung auf jeden Fall auch nicht. Sie beginnt wieder zu lächeln als sie zurück auf ihrem Handtuch im Schatten liegt. Sie entspannt.

Auch wir gehen langsam in Erholungsmodus. Naja fast! Irgendwann ist der kleine Milchbart müde und der Herzensmann schlägt vor mit ihr eine Runde zu gehen, damit sie etwas schlafen und auch ich etwas Ruhe tanken kann. Etwas was ich mir wirklich manchmal wünsche. Ruhe. Das ist meine Chance. Ohje- und plötzlich meine Erholung dahin. Der Herzensmann setzt sich die kleine Maus in die Bauchtrage und sie schmiegt sich an ihn. Die beiden ziehen los. Und ich sitze da und mein Herz schlägt plötzlich bis zum Hals. Ich will das nicht. Ich will nicht, das mein kleines Milchbärtchen mit Papa am Strand entlang geht. Sie ist doch noch so klein. Ich habe tatsächlich so etwas wie Trennungsangst. Ohje, es helikoptert am Strand- das müssen die Hormone sein. 

So schau ich krampfhaft auf die schönen Wellen und beobachte eine Möwe. Sekunden werden zu Minuten und Minuten werden zu Stunden. Aber warum? Es geht mit seinem Papa eine Runde. Sie wird schlafen und wenn sie wieder erwacht, ist sie ein fröhliches Baby. Eigentlich eine tolle Geschichte. Doch meine Gedanken kreisen um dieses kleine Wesen. Geht es ihr gut? Wird sich mich brauchen? Wird sie mich vermissen, wie ich sie? Ist ihr zu warm oder zu kalt? An Ruhe ist nicht zu denken. Das Gedankenkarussell dreht sich unaufhörlich. Puh.. ich bin so froh, als die beiden wieder zurück sind. Verrückt, aber sofort ist meine Entspannung wieder da. Der Herzensmann ist stolz das die kleine Maus bei ihm am Bauch geschlafen hat. Ja er ist glücklich und ich bin einfach nur froh, das mein Baby wieder an meiner Seite ist. Plötzlich bin ich so müde, das der kleine Milchbart und ich in Handtücher gekuschelt tief einschlafen. Es ist doch ein herrlich aufregender unaufregender Tag am Strand.