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Mittwoch, 9. August 2017

Eisige Stille - Stressfaktor Urlaubsmorgen

Bereits morgens ist die Stimmung gereizt. Hektik am Frühstücksbüfett. Kinder, die noch nicht richtig ausgeschlafen sind, laufen, mit zerstruwwelten Haaren, gelangweilt ihren emsigen Eltern hinterher. Diese sammeln Alles fürs Frühstück zusammen. Schnell an den Platz und essen. Die ersten Ermahnungen werden laut und die ersten Mütter schauen noch gestresster als eben am Buffet. Ein Großteil der Väter hingegen sitzt schon am Platz und lässt sich bedienen- einmal vom Personal des Hotels, welches den Kaffee bringt und von ihren Frauen, die alle Frühstücksleckereien auf dem Tisch drapieren. Wahrscheinlich haben die Mütter heute morgen einen großen Teil ihrer täglichen Routine abgespult- aufstehen, sich selbst schnell frisch machen, Kinder wecken, Kinder fertigmachen und wahrscheinlich auch noch für den Mann die Sachen rauslegen. Überspitzt gesagt.  Das soll Urlaub sein?
Na gut, wenigstens hat jemand das Frühstück als Buffet angerichtet. Aber sonst alles wie immer. Irgendwann sitzen alle am Tisch - die Kinder werden von der Mutter meist zur Rechten und zur Linken des Vaters gesetzt. Jetzt könnte der gemütliche Teil des Frühstücks starten. Doch nein- jetzt beginnt das eisige Schweigen. Der ein oder andere schlägt demonstrativ die Zeitung auf. Keine Chance für ein Gespräch. Hat man sich als Eltern oder auch als Paar irgendwann nichts mehr zu erzählen? Fallen im Urlaub viele Gesprächsthemen einfach weg? Klar, zum Fußballtraining oder Ballett muss keiner gebracht werden. Der Alltag mit all seinen Fragen liegt in weiter Ferne. Will man einfach nur Ruhe? Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen?
Die Kinder "funktionieren" auch nicht so wie sie sollen, und so sieht man vielen Paaren die Genervtheit an. Die Ermahnungen steigern sich. Der Stressfaktor Urlaubsmorgen ist bei einigen so ausgeprägt, dass sie, so scheint es, lieber heute als morgen abreisen würden. Eisige Stille ist eingezogen. Immer wenn ich dies beobachte läuft mir ein kleiner Schauer über den Rücken. Ob uns das auch mal blüht?
Im Moment sind der Herzensmann und ich noch weit von solchen Verhaltensweisen entfernt, auch wenn meine Nacht durch einen kleinen hungrigen Milchbart sehr kurz war. Aber ich hatte heute morgen "frei" - der Herzensmann ist mit dem Milchbärtchen aufgestanden. Er hat waschen, wickeln und anziehen übernommen. Sicher haben die beiden auch gealbert und gespielt, denn das herzhafte Kinderlachen habe ich bis ins Schlafzimmer unseres Hotelappartements gehört. Dabei bin ich eingeschlafen. So hatte ich natürlich Glück entspannt beim Frühstück anzukommen.
Wir haben noch die Kraft zum Plaudern und Pläne schmieden. Wir entscheiden uns, da sich das Wetter auch heute von seiner sonnigen Seite zeigt, für den Strand. Für uns wird es ein herrlicher Tag. Ich hoffe für die Familien, die heute keinen guten Start in den Tag hatten, wendet sich das Blatt und alle finden ihre Stimmen wieder - nicht für Ermahnungen, sondern für lustige und schöne Gespräche. Wenigstens im Urlaub sollte es keine eisige Stille geben, die Ostsee mit ihren 17 Grad ist eisig genug.


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